NGC 3780 mit SN2024btj, NGC 3804 (=NGC 3794) und UGC 6596 im Großen Bären

Dieses Jahr war es dann wirklich so weit. Am 05.02.2024 meldete ein amerikanisches Supernovasuchprogramm die Supernova SN2024btj in NGC 3780 mit einer Helligkeit von 18,5 mag. Wenige Tage später erreichte sie ihre maximale Helligkeit und fiel am Monatsende um etwa eine Größenklasse ab. Dieses Niveau von 16,2 mag hielt sie dann den ganzen März und bis in die zweite Aprilhälfte durch, um danach pro Woche um etwa eine halbe Größenklassen schwächer zu werden. Ich hatte Glück und konnte SN2024btj noch vor dem endgültigen Abfall ablichten.

SN2024btj war eine Supernova vom Typ II, bei dem der Kern eines massereichen Sterns kollabiert, wenn er weder in der Lage ist, genügend Druck und Temperatur aufzubringen, um schwerere Elemente zu fusionieren oder bereits Eisen fusioniert hat. In beiden Fällen stoppt die Kernfusion, der Strahlungsdruck bleibt aus, und der Kern fällt durch seine eigene Schwerkraft in sich zusammen, wobei die Elektronen in die Protonen gepresst werden, so dass ein Neutronenstern entsteht. Durch den Wegfall des nach außen gerichteten Strahlungsdrucks kollabiert die gesamte Sternatmoshphäre. Die Stoßwelle wird am Eisenkern reflektiert, bewegt sich mit hoher Geschwindigkeit nach außen und schleudert die Atmosphäre explosionsartig ins All.

Das ganze Bildfeld mit Beschriftung der helleren Galaxien ist beim Klick ins Bild oder hier zu finden.

Datum: 11.04.24, 00:09h MESZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 57 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

Am 19.03.2017 meldete ein amerikanischer Amateurastronom, der sich der der Suche nach Supernovae verschrieben hat, eine Supernova in NGC 3780. Zwei Tage später hatte ich klaren Himmel und wollte sie ablichten. Vergleichsfotos der Supernova gab es noch nicht, aber ich hatte ja meine eigene Aufnahme aus 2013 zum Vergleich. Die Supernova sollte mit 17,7 mag Helligkeit recht hell und gut im Vergleich der beiden Aufnahmen sichtbar sein. Doch ich konnte keinen neuen Stern entdecken. Die Entdeckung war ein Fehlalarm. Der amerikanische Kollege war einem Hot Pixel aufgesessen.

Auf den ersten Blick erscheinen die hellsten Galaxien NGC 3780, NGC 3804 und UGC 6596 eine physische Gruppe zu bilden. Tatsächlich befindet sich NGC 3804 mit 70 Millionen Lichtjahren aber nur etwa halb so weit entfernt von uns wie NGC 3780 mit 115 Millionen Lichtjahren. Einzig UGC 6596 in 110 Millionen Lichtjahren Entfernung könnte physisch an NGC 3780 gebunden sein. NGC 3804 wurde zweimal an etwas unterschiedlichen Positionen entdeckt und hat daher zwei Bezeichnungen im NGC-Katalog, nämlich zusätzlich noch NGC 3794. Solche Doppelidentifikationen sind nicht ganz so selten und rühren von Ablesefehlern der Teilkreise oder schlicht Schreibfehlern beim Notieren der Positionen her. In diesem Fall könnte sich der Entdecker um eine Minute in Rektaszension beim Notieren der Position vertan haben.

Ich hatte das Bildfeld für die neue Aufnahme etwas anders gewählt, um auch die Galaxiengruppe um LEDA 36071 und LEDA 36124 mit aufs Bild zu bekommen. Hier tummeln sich viele hellere und weniger helle Galaxien auf engem Raum und vermitteln den Eindruck eines Galaxienhaufens. Aber auch hier täuscht der Eindruck. Es ist wohl eher nur eine Galaxiengruppe, zu der außer den beiden genannten Galaxien noch LEDA 16123, LEDA 94207 und die meisten der PGC-Galaxien in der direkten Umgebung gehören. Die Gruppe befindet sich in etwa 800 Millionen Lichtjahren Entfernung, zeigt dafür aber in einigen Mitgliedsgalaxien noch erstaunliche Details.

Das ganze Bildfeld mit Beschriftung der helleren Galaxien ist beim Klick ins Bild oder hier zu finden.

Datum: 22.03.17, 00:23h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 42 min (Einzelbilder: 60 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

klick mich / click me

NGC 3780 ist eine hübsche, helle und vielarmige Spiralgalaxie, in der trotz ihrer bescheidenen scheinbaren Größe schon etliche Details sichtbar werden. Tatsächlich ist NGC 3780 etwa so groß wie M 33 und ca. 100 Millionen Lichtjahre entfernt. Gemeinsam mit den Galaxien NGC 3794 und UGC 6596 bildet sie ein schönes Ensemble, das mich zu diesem Bild animierte. Diese Gegend wird offensichtlich von den Astrofotografen stark vernachlässigt, denn ich fand kaum Vergleichsbilder im Internet.

NGC 3794 wird von Simbad als irreguläre Spiralgalaxie geführt. Im Gegensatz zu den klassischen Irregulären Galaxien findet man bei Galaxien wie NGC 3794 Anzeichen eines oder mehrerer Spiralarme. Sie ist nur gut halb so weit entfernt wie NGC 3780, aber viel lichtschwächer. Deswegen ist sie auch als Galaxie geringer Flächenleuchtkraft klassifiziert. Einige Sternentstehungsgebiete sind als diffuse Knoten in NGC 3794 sichtbar.

UGC 6596 ist ebenfalls eine Zwerggalaxie geringer Flächenleuchtkraft. Auch sie ist eine irreguläre Spiralgalaxie in etwa der gleichen Entfernung wie NGC 3780. Während ich bei NGC 3794 selbst Anzeichen von Spiralarmen erkennen kann, sehe ich davon bei UGC 6596 nichts. Allenfalls kann ich einen Balken und etliche diffuse Aufhellungen erkennen.

Im Bildfeld wimmelt es von einer großen Anzahl Hintergrundgalaxien, die zumeist nur als diffuse Flecke sichtbar sind. LEDA 36019 rechts unten im Bild sticht da etwas heraus und zeigt zwei schöne Spiralarme. Rechts oben ist noch eine Galaxie in Kantenlage zu sehen. Leider herrschte während der Aufnahme Zirrusbewölkung, so daß Schärfe und Tiefe des Bilds etwas gelitten haben.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien. Das Bild ist in voller Größe beim Klick aufs Bild oder hier zu finden.

Datum: 06.03.13, 23:25h MEZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N am 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 75 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

 

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