Der amerikanische Amateurastronom Patrick Wiggins entdeckte am 15.11.2022 die Supernova SN2022aaiq in der Galaxie NGC 5631. SN2022aaiq hatte zu dem Zeitpunkt eine Helligkeit von etwa 16 mag. Etwa zwei Wochen später erreichte sie ihre maximale Helligkeit knapp 13 mag. Zu dem Zeitpunkt war sie für mich aber noch unerreichbar. Erst vier Monate später konnte ich eine Aufnahme erzielen. Da war die Helligkeit schon wieder fast auf 16 mag abgesunken. Für eine Supernova vom Typ Ia verlor sie sehr langsam an Helligkeit. Bei Supernovae vom Typ Ia explodiert ein Weißer Zwerg in einem engen Doppelsternsystem, nachdem er von seinem zum Roten Riesen aufgeblähten Partnerstern solange Masse abgezogen hat, bis er die 1,4-fache Sonnenmasse erreichte. Dann wird der Weiße Zwerg schlagartig instabil und es zündet eine thermonukleare Reaktion, die wie eine Flammenwand nach außen rast und die gesamte Masse des Sterns in Energie umwandelt.
NGC 5631 ist eine scheinbar recht einsam am Himmel stehende Spiralgalaxie, aber die Astronomen rechnen mindestens sechs weitere Galaxien zu ihrer Gruppe. DIe nächste ist UGC 9245 südwestlich von ihr und noch im vollständigen Bildfeld. Auch wenn NGC 5631 auf den ersten Blick eher wie eine Elliptische Galaxie aussieht, hat sie doch einige Anzeichen einer Spiralgalaxie, der wir senkrecht auf die Scheibe sehen. Östlich (links) vom Kern ist ein dunkler Streifen und danach ein heller Bogen erkennbar. Der dunkle Streifen ist ein Staubband. Staub und Gas sind Kennzeichen von Spiralgalaxien, denn Elliptische Galaxien enthalten in der Regel weder Staub noch Gas. Allerdings können Elliptische Galaxien durch Verschmelzungen mit gasreichen Zwerggalaxien ebenfalls für kurze Zeit Staub und Gas aufweisen und neue Sterne bilden. Und in der Tat konnten in einer 2022 erschienen Arbeit von J. Miro-Carretero et al. Sternströme um NGC 5631 nachgewiesen werden. NGC 5631 befindet sich in einer Entfernung von etwa 90 Millionen Lichtjahren. Dafür ist die maximale Helligkeit von SN2022aaiq recht hell. Die Supernova ist zwar kernnah explodiert, aber dennoch mit einem Abstand von über 10 Bogensekunden sehr leicht vom Kern zu trennen.
UGC 9245 ist eine flächenlichtschwache und deutlich gestört erscheinende Balkengalaxie mit einem Durchmesser von etwa 60.000 Lichtjahren. Ein Kern ist nicht erkennbar. Insofern ähnelt sie sehr einer Zwerggalaxie und einer vergrößerten Ausgabe der Großen Magellanschen Wolke. Eine Riesengalaxie ist PGC 2550008 in der linken oberen Bildecke. Sie ist eine Elliptische Galaxie und die hellste Galaxie im Galaxienhaufen Abell 1925 mit mehr als 50 Migliedern, zu dem all die kleinen Galaxien um PGC 2550008 herum gehören. Ihre Entfernung beträgt mehr als 1,3 Milliarden Lichtjahren, und ihre scheinbare Ausdehnung von 1,12 Bogenminuten entspricht einer tatsächlichen Größe von weit über 400.000 Lichtjahren. Knapp östlich von PGC 2550008 verläuft die Grenze zum Sternbild Drache senkrecht durchs Bildfeld, d.h. der östliche Teil von Abell 1925 befindet sich schon im Nachbarsternbild.
Patrick Wiggins betreibt eine Suche nach Supernovae und Kleinplaneten und hat bereits von beiden Gattungen ein paar entdeckt. Sehr bekannt dürfte seine Entdeckung (oder besser die Supernova) von SN2017eaw in NGC 6946, der Feuerradgalaxie im Kepheus sein.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheint die Angabe der Katalognamen der hellsten Galaxien.
Datum: 27.03.23, 03:11h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 48 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
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