Die Entdeckung der Supernova SN2022ovb in der flächenlichtschwachen Galaxie UGC 12005 führte mich erneut zu dieser interessanten Galaxiengruppe. Die Supernova wurde am 14.07.2022 durch ein amerikanisches Supernovasuchprogramm entdeckt und war vom Typ II, bei dem ein massiver Stern einen Kernkollaps erleidet, wenn er seinen Kernbrennstoff verbraucht hat und sich nicht soweit zusammenziehen kann, dass Dichte und Temperatur ausreichen, weitere Elemente zu fusionieren. Durch den ausbleibenden Strahlungsdruck stürzen die kernnahen Atmosphärenschichten zum Kern und werden von dort reflektiert, wodurch sich eine Druckwelle nach außen ausbreitet und die äußeren Atmosphärenschichten mit hoher Geschwindigkeit ins All schleudert. Der Kern verdichtet sich zu einem Neutronenstern oder, wenn die Masse ausreicht, sogar zu einem stellaren Schwarzen Loch.
SN2022ovb erreichte eine gute Woche nach ihrer Entdeckung ihre maximale Helligkeit von 16,8 mag. Zwei Monate später habe ich meine Aufnahme gemacht, auf der sich die Supernova noch wacker bei einer Helligkeit von 17,3 mag hält. Die Helligkeitskurve scheint bei dieser Helligkeit ein wenig zu verharren, so dass sie ein Plateau bildet. Das ist bei Supernovae vom Typ II nicht ungewöhnlich. UGC 12005 ist ca. 230 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Dafür ist die erreichte Maximalhelligkeit nicht sehr hoch. Vorgelagerter Staub in UGC 12005 und/oder der Milchstraße scheint das Licht von SN2022ovb zu schwächen. Immerhin befindet sich das Sternbild Eidechse fast vollständig in der Milchstraße und UGC 12005 liegt nur knapp außerhalb der dichtesten Bereiche der Milchstraße.
Die astronomische Datenbank Simbad zählt alle hellen Galaxien zu einem einzigen Galaxienhaufen gehörend, alle Galaxien bis auf UGC 12005. Das ist für mich nicht nachvollziehbar, da sie von ihrer Fluchtgeschwindigkeit von 5479 km/s zwischen der von NGC 7265 (5024 km/s) und NGC 7274 (5865 km/s) liegt, und die beiden letzteren Galaxien werden als eindeutig zum Haufen zugehörig gewertet.
Obwohl die Aufnahme mit 60 Minuten nicht sonderlich lang belichtet wurde, ist es mir dieses Mal gelungen, die schwache äußere Scheibe von NGC 7263 herauszuarbeiten. Der helle Kern dieser Galaxie wird von einer wesentlich schwächeren ringförmigen Scheibe umgeben und wirkt wie ein entfernteres Abbild der bekannten Galaxie M 94. Sehr auffällig ist, dass es sehr viele recht helle Galaxien zwischen den Sternen gibt, die keine Katalognummer in den einschlägigen Katalogen haben. Jedenfalls listet sie mein Planetariumsprogramm Cartes du Ciel nicht, und Aladin kennt sie auch nicht. Das wird damit zusammenhängen, dass die Astronomen, die diese Kataloge wie UGC, LEDA und PGC dort nicht nach Galaxien gesucht haben. Man hatte zuvor festgestellt, dass im Band der Milchstraße und seiner Nähe sehr wenige Galaxien beobachtbar waren. Es schien, als würden die Galaxien diesen Bereich vermeiden, der deshalb Zone of Avoidance (ZOA) getauft wurde. Wir wissen heute, dass dieser Effekt am dichten Staub in der Scheibenebene unserer Milchtraße liegt, der den Blick auf die dahinterliegenden Galaxien blockiert oder zumindest trübt.
Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, erscheinen die Katalogbezeichnungen der helleren Galaxien.
Datum: 20.09.22, 21:52h MESZ
Optik: f=750mm f/5,4
Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6
Gesamtbelichtungszeit: 60 min (Einzelbilder: 240 Sekunden)
Kamera: Atik 460EX
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