LBN 168 (Sh2-101, Tulpennebel) und Cyg X-1 im Schwan

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Der Emissionsnebel Sh2-101 ist auch unter dem schönen Beinamen Tulpennebel bekannt. Manche Beobachter fühlten sich bei Anblick der hellsten Nebelteile an eine Tulpenblüte erinnert. Allerdings fehlt ihr der Stiel, der in Richtung Südosten zeigen müsste. Nachdem mir 20 Tage zuvor nur eine gut halbstündige Testaufnahme gelungen war, nutzte ich den Abend kurz nach Vollmond für eine etwas längere Aufnahmedauer. Die Aufnahme ist gar nicht so schecht geworden und sogar noch viel tiefer als die aus 2010. Und wegen der geänderten Gerätschaften ist das Bildfeld auch viel größer, so dass ich nun Sh2-101 in seinem Umfeld darstellen konnte. Aber die Luftruhe war an dem Abend katastrophal, was an den unscharf erscheinenden Sternen erkennbar ist.

Die beiden hellsten Sterne im Nebel, die beide einen haloartigen Reflex zeigen, sind kühle Sterne und regen das Gas nicht zum Leuchten an. Dafür ist der hellere Stern nordwestlich von dem hellen Stern im Nebelzentrum verantwortlich. HD227018 ist ein sehr heißer Stern vom Spektraltyp O6.5 und damit heiß genug, das Gas zu ionisieren. Das können alle Sterne des Spektraltyps O und die heißesten Sterne des Spektraltyps B.

Mit ins Bildfeld passte der Mikroquasar und Kandidat für ein Schwarzes Loch, Cyg X-1. Zu sehen ist allerdings ein 8,9 mag heller Stern, HD226868, der Spektralklasse O9. Wie kann ein Schwarzes Loch so hell sein? HD226868 besteht aus zwei Komponenten, von denen die eine der helle heiße Stern und die andere ein extrem kompaktes Objekt ist, das Röntgenstrahlen emittiert. Das deutet auf ein stellares Schwarzes Loch als Begleiter des Sterns hin. Der Jet von Cyg X-1 hat einen schwach auch in Hα leuchtenden Bogen, eine Stoßfront, im umgebenden Nebel erzeugt. Im kontrastgesteigerten Ausschnitt links ist er noch deutlicher sichtbar. Stellenweise ist er sehr scharf begrenzt. Pfeile weisen auf seinen äußeren Rand.

Sh2-101 (im Katalog heller Nebel von Lynd als LBN 168 gelistet) ist im südlichen Bereich heller und filigraner, im nördlichen und westlichen Bereich dagegen überwiegend diffus. Der östliche Bereich wird durch die verästelten Dunkelwolken dominiert. Das gesamte Umfeld des Nebels leuchtet ebenfalls schwach im Licht des einfach ionisierten Wasserstoffs. Nur im Südwesten schiebt sich, wie auf der untenstehenden Übersichtsaufnahme schön zu sehen ist, aus südlicher Richtung eine Dunkelwolke an den Nebel heran, deren Ausläufer dem Nebel offenbar die dunklen Strukturen aufprägen. Die Dunkelwolke befindet sich zwischen uns und Sh2-101. Wie weit die Dunkelwolke vom Emissionsnebel entfernt ist und ob sie vielleicht mit ihm in Verbindung steht, ist mir nicht bekannt.

Wenn der Mauszeiger aufs Bild bewegt wird, werden die Namen einiger Objekte und der Umriss der Stoßfront angezeigt.

Datum: 24.10.21, 20:38h MESZ

Optik: f=750 mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90 mm f/5,4

Gesamtbelichtungszeit: 90 min (Einzelbilder: 180 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6nm H-alpha von Astronomik

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