Okularprojektionsadapter für digitale Sucherkamera

Seit Ende 2003 besitze ich eine kleine digitale Sucherkamera im Hosentaschenformat, die Pentax Optio S. Für die Astrofotografie ist sie bisher kaum zum Einsatz gekommen; das ist auch nicht ihr primärer Zweck. Bisher habe ich mit ihr freihändig das durch das Teleskopokular produzierte Bild abfotografiert (z.B. bei der partiellen Sonnenfinsternis 2005 ), mit mäßigem Erfolg. Schon längere Zeit trug ich mit dem Gedanken, die Kamera fest mit dem Okular zu verbinden, damit die Qualität der Fotos kein Zufallsergebnis wird. Käufliche Lösungen waren allesamt irgendwie ungeeignet. Die Kamera hat kein Filtergewinde, das man hätte nutzen können, und was noch schlimmer ist, ihr Objektiv sitzt außermittig im Objektivauszug.

Doch dann hatte ich die Idee, meinen alten Selbstbauadapter für Okularprojektion zu nutzen. Der besteht aus einem M42-Zwischenring (3), der mit drei Schrauben am Okular, das im Zenitspiegel (2) steckt, festgeschraubt wird. Die Lackierung des Okulars leidet dadurch etwas. Je nach Länge des Okulars ist eventuell eine Verlängerung durch einen weiteren Zwischenring (4) notwendig, damit das Kameraobjektiv nicht mit dem Okular kollidiert. Auf dem letzten Zwischenring ist ein Adapterring für Pentax-K Bajonett aufgeschraubt. Auf diesen kommt entweder ein weiterer Zwischenring mit PK-Bajonett oder, wie in meinem Fall, ein billiger Telekonverter (5), bei dem das ganze Innenleben entfernt und die freie Öffnung maximiert wurde. Dieser Quasi-Zwischenring ist notwendig, um eine Auflagefläche für einen Objektivdeckel zu haben. Alternativ hätte man auch einen weiteren M42-Zwischenring nehmen und einen T2 nach PK-Bajonett Adapterring aufschrauben können. Die Gewindesteigungen von M42 und T2 sind zwar etwas verschieden, aber der T2-Adapter hätte fest genug gehalten.

Dies ist der Blick durch den Adapter auf das Okular. Meine 1¼"-Plössl Okulare passen vom Durchmesser her alle in den Adapter. Allerdings sind die kurzbrennweitigen Okulare von der Bauform so kurz, daß die Schrauben des Adapters nicht greifen. Außerdem sind die Linsen solcher Okular so klein, daß das Komeraobjektiv nicht ganz ausgeleuchtet wird. Hinzu kommt, daß zusammen mit dem Zoom der Kamera Vergrößerungen erreicht werden, bei denen ein scharfes Bild kaum noch erreicht wird, weswegen kurzbrennweitige Okulare für mich kaum Sinn machen.

Das Okulare wird mit zwei Schrauben im Zenitspiegel gehalten. Diese Schrauben sind die Auflagepunkte für den Adapter, die es erleichtern, ihn ohne Verkippen am Okular zu befestigen. Das Vermeiden des Verkippens und die Positionierung des Okulars im Adapter sind die einzigen Aufgaben, die sorgfältig erledigt werden müssen.

Wie wird jetzt die Kamera mit dem Adapter verbunden? Das geschieht über einen Objektivdeckel, der normalerweise auf der Bajonettseite das Objektiv vor Staub schützt. In einen solchen Deckel habe ich eine genügend große Öffnung geschnitten, damit der Objektivauszug der Kamera problemlos hindurchpaßt. Selbstverständlich kann man das handwerklich auch ansprechender gestalten. Da das Objektiv außermittig im Auszug sitzt, kann unten ein größerer Steg stehen gelassen werden. Außerdem ist der Deckel gerade so groß, daß in Verbindung mit der Pentax Optio S der Steg nach unten über das Kameragehäuse hinausragt. Das ermöglicht, den Deckel mit zwei Schrauben durch den Steg an einem Stück Hartholz anzuschrauben. Das Holz erhält noch ein Loch von 7 mm Durchmesser, durch das eine ¼"-Rändelschraube gesteckt wird, um die Kamera mit dem Holz zu verbinden. Nun kann die Kamera samt "PK-Adapter" durch einen kleinen Dreh auf den Okularprojektionsadapter gesetzt und genauso einfach wieder entfernt werden. Die ganze Vorrichtung und die Kamera sind leicht genug, daß sie auch mit meinem Bresser/Lidl-Refraktor 70mm f/10 eingesetzt werden können.

Kosten sind mir für diesen Okularprojektionsadapter nicht entstanden. Die Metalltuben besitze ich schon seit vielen Jahren. Ich mußte einzig den Objektivdeckel und das Hartholz entsprechend bearbeiten. Hierbei kommt es schon auf eine Genauigkeit von etwa einem halben Millimeter an. Deswegen habe ich das Holz auch ein zweites Mal anfertigen müssen, weil die Bohrungen beim ersten Versuch nicht an der richtigen Stelle saßen. Die Ursache war, daß es meßtechnisch (für mich) viel schwieriger war, ohne die fertige Vorrichtung, die Position der Löcher zu bestimmen, als hinterher festzustellen, daß das eine oder andere Loch um einen halben Millimeter oder mehr versetzt sein muß.

Die ¼"-Rändelschraube stammt übrigens von der Losmandy-Montageschiene meines C9,25. Da wurden zwei mitgeliefert, aber ich habe nur eine im Einsatz, da die Teleskopöffnung immer nach oben geneigt ist und somit ein Herausrutschen des Teleskops aus der Schwalbenschwanzhalterung (theoretisch) nur in einer Richtung möglich ist. Um dies zu vermeiden, haben diese Rändelschrauben praktisch die Funktion der Notbremse.

Die beiden nebenstehenden Bilder zeigen, was ich erreicht habe. Das obere Bild gibt das Gesichtsfeld in der Weitwinkeleinstellung des Kamerazooms wieder, während das untere Bild mit der maximalen Brennweite (3x-Zoom) aufgenommen wurde. Fotografiert wurde durch ein 26 mm Plössl-Okular am 70 mm f/10 Refraktor und durch das geschlossene Fenster.

Das Fokussieren ist nicht ganz trivial. Es wird häufig geschrieben, daß man das Teleskop nur visuell scharf zu stellen braucht und dann die Digitalkamera mit dem Objektiv auf das Okular setzt. Die Kamera fokussiert dann auf unendlich und die Fotos sind scharf. Diese Erfahrung kann ich nicht teilen. Durch die Länge der verschiedenen Okulare und die Höhe der Zwischenringe habe ich zwischen Okular und Objektiv einen bestimmten und je nach Okular-Zwischenringkombination unterschiedlichen Abstand. Damit ändert sich auf der Fokus. D.h. ich muß nachfokussieren. Dabei hilft mir, wenn ich das Bild auf dem LCD-Bildschirm noch einmal digital vergrößere. Erste Ergebnisse am Mond waren recht vielversprechend.

 

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