Reflexionsnebel bei NWISE-F J213723.5+665145 im Kepheus
Was für eine kryptische Objektbezeichnung und was für eine tolle Story dahinter! Wer versucht, die Bezeichnung aus dem Titel in die Suchfelder der astronomischen Datenbanken Simbad oder NED einzugeben, wird nichts finden. Beide Datenbanken kennen das Objekt nicht. Es handelt sich dabei um einen sehr jungen Stern, der sich noch in der Entstehungsphase befindet. Visuell ist er nicht zu sehen, nur im Infraroten bei etwa 2 µm Wellenlänge und noch längeren Wellenlängen. Während der Sternentstehung kann es immer wieder zu Eruptionen, plötzlichen Massenverlusten kommen. Das ist vor ein paar Jahren auch NWISE-F J213723.5+665145 passiert. Und keiner hat es gemerkt. Die Himmelsüberwachungsprogramme, die heutzutage aktiv sind und den ganzen Himmel innerhalb weniger Tage immer wieder aufs Neue fotografieren, um z.B. für die Erde potenziell gefährliche Asteroiden aufzuspüren, waren wohl noch nicht aktiv oder deren Datenverarbeitung noch nicht so effizient. Datum: 22.09.20, 01:44h MESZ Optik: f=750mm f/5,4 Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6 Gesamtbelichtungszeit: 130 min (Einzelbilder: 600 Sekunden) Kamera: Atik 460EX
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Die nebenstehende Collage zeigt meine Aufnahme im Vergleich zum POSS 2 und PANSTARRS in verschiedenen Filterkombinationen. Die Filter i und z sind infrarote Filter, wobei der Filter i eine mittlere Wellenlänge von 752 nm und eine Halbwertsbreite von 5,8 nm und der Filter z eine mittlere Wellenlänge von 866 nm und eine Halbwertsbreite von 8,3 nm besitzt. Der Filter z arbeitet in dem Wellenlängenbereich, in dem mein IR-Filter durchlässig und die Empfindlichkeit der Kamera noch hoch ist. Interessanterweise sind die Nebel nur im i-Filter rot sichtbar, aber nicht im z-Filter und auch nicht im langwelligeren y-Filter oder kurzwelligeren r-Filter. Die Aufnahmen für die Durchmusterung entstanden in den Jahren 2010-2015. Offenbar wurde die Aufnahme durch den i-Filter später als die durch die r-, z- und y-Filter gemacht. Leider habe ich auf der Webseite des PANSTARRS-Projekts keine Angaben gefunden, wann die einzelnen Aufnahmen belichtet wurden. Alternativ käme nur in Frage, dass es sich bei dem Nebel um einen Emissionsnebel handelt, dessen Emissionslinie im Filterbereich des i-Filters bei 752 nm liegt. In diesem Fall hätte ich mit meinem Filter, der erst ab 807 nm durchlässig ist, nichts abbilden können, und die Sternfreunde Ostwestfalen-Lippe, die maximal mit einem Rot- und Luminanzfilter gearbeitet haben, hätten ihn auch nicht mehr abbilden können. Da ich aber die Nebel auf meiner Aufnahme eindeutig erwischt habe und die Sternfreunde sogar im Visuellen, kann es sich nicht um einen Emissionsnebel handeln. Es ist also ein Reflexionsnebel, der im Infraroten und offenbar sogar noch bis in den Visuellen Spektralbereich sichtbar ist.
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