Parsamian 4 im Orion

Den Hinweis auf dieses interessante Objekt erhielt ich von meinem Freund Wilfried Wacker. Die armenische Astronomin Elma S. Parsamian veröffentlichte 1965 einen Katalog von kometarischen Nebel, den sie auf den Fotoplatten der ersten fotografischen Himmelsdurchmusterung am Palomar Observatorium (POSS I) aus den 1950er Jahren gefunden hatte. Dabei war auch dieses Objekt im Sternbild Orion. Als ich mir die Gegend auf den Aufnahmen der zweiten fotografischen Durchmusterung des Palomar Observatoriums (POSS II) ansah, fand ich eine Region, die mit Dunkelwolken durchzogen war. An einer Stelle hatte ein Stern mit seinem Sternwind ein Loch in die Wolke blasen können. Der noch vorhandene Staub streut sein Licht, und wir sehen den blauen Reflexionsnebel GN 05.55.3 im Bildzentrum. Vermutlich legten seine hellsten Bereiche den Eindruck eines kometarischen Nebels nahe. Kometarische Nebel sind z.B. Hubbles Variabler Nebel NGC 2261 und Gyulbudaghians Nebel um PV Cep.

In der Staubwolke selbst bilden sich weiterhin Sterne, die z.T. nur auf Infrarotrotaufnahmen bei Wellenlängen um 2 µm sichtbar werden. Die meisten Sterne bilden sich in der Region südlich des blauen Reflexionsnebels. Einige dieser jungen stellaren Objekte sind allerdings auch schon im Nahinfraroten bei Wellenlängen kürzer als 1 µm sichtbar, die dem Amateurastronomen noch zugänglich sind. Von daher habe ich auch nicht viel Belichtungszeit in die IR-Aufnahmen investiert.

Junge Sterne blasen einen Teil der auf sie herabströmenden Materie in einem gebündelten Jet mit hoher Geschwindigkeit an ihren Polen wieder ab. Wo dieser Jet auf umgebendes Gas trifft, wird es durch Stoßprozesse zum Leuchten angeregt und ist z.B. im Licht des ionisierten Wasserstoffs sichtbar. Solche Phänomene nennt man Herbig-Haro-Objekte (HH-Objekte) nach ihren Entdeckern Herbig und Haro. Südlich von GN 05.55.3 befindet sich mindestens ein junger Stern, der Materie in zwei Jets nach Westen und nach Osten abbläst. Auf der westlichen (rechten) Seite heißen die Erscheinungen HH396 und auf der östlichen (linken) Seite HH397.

Um alle oben genannten Phänome sichtbar zu machen, habe ich mich zu einem Falschfarbenbild entschlossen, das durch einen Blaufilter für den Reflexionsnebel, einen Hα-Filter für die HH-Objekte und einen IR-Passfilter für die jungen Sterne fotografiert wurde. Der obige Ausschnitt zeigt den Reflexionsnebel in blau, die HH-Objekte in grün und die jungen Sterne rot. Da die erreichte Bildtiefe im Blauen deutlich höher als in den anderen Filterbereichen war, erscheinen die schwachen Sterne vornehmlich im Blaukanal. Der Verursacher der HH-Objekte ist aber im Nahinfraroten noch nicht sichtbar. Bei Wellenlängen unterhalb von 1 µm ist der Staub noch nicht durchsichtig.

(Ausschnitt)

Datum: 09.03.16 und 11.03.2016

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: Hα = 130 min (Einzelbilder: 600 Sekunden), IR = 20 min (Einzelbilder: 600 Sekunden), B = 110 min (Einzelbilder: 300 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα, ProPlanet 807 IR-Pass, B aus LRGB-Satz, alle Filter von Astronomik

 

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