Sh2-227 (LBN 781) und NGC 1857 im Fuhrmann

Viele Emissionsnebel in Sharpleys Katalog sind recht hell. Sh2-227 zählt nicht dazu. Zwar gibt es im Nordosten eine relativ helle Stoßfront, doch der restliche runde Nebel ist eher leuchtschwach. Sh2-227 ist eine sogenannte Strömgren-Sphäre, d.h. ein kugelförmiges Gebilde mit dem ionisierenden Stern in der Mitte. Der Stern ist dabei nicht in der Gas- und Staubwolke entstanden, sondern hat sich in sie hinein bewegt und ionisiert nun seine Umgebung. Der anregende Stern ist eher unscheinbar. Ziemlich genau in der Mitte des Nebels sind zwei mittelhelle Sterne zu sehen. Der hellere ist aber nicht der ionisierende Stern. Das ist der andere, etwas leuchtschwächere Stern, der sich etwas weiter östlich (links) und ein kleines bisschen weiter nördlich befindet. Das ist LS V +38 12 oder ALS 8272, ein leuchtkräftiger, heißer Stern mit dem Spektrium O7, der einen nur spektroskopisch nachweisbaren Begleiter mit dem Spektrum B0 hat. Der Stern hat eine Eigenbewegung nach Südsüdost.

Die Stoßfront kann ich mir nur so erklären, dass sich nicht in der Ebene des Nebels durch den anregenden Stern, sondern etwas näher zu uns hin, also an der Vorderfront der Sphäre, oder ander Rückfront der Sphäre die Materie viel dichter sein muss, in die die UV-Strahlung des Sterns nicht so weit eindringen kann. Stattdessen leuchtet deren dem Stern zugewandte Seite durch Stoßionisation hell auf, weil wegen der größeren Dichte auch mehr Wasserstoffatome ionisiert werden. Wahrscheinlich befindet sich die Stoßfront aber an der Rückfront der Sphäre, da die für die Behinderung der Ausbreitung der Emission notwendige Molekülwolke den Nebel sonst deutlicher verdunkelt hätte, d.h. man hätte Staubwolken vor dem Nebel sehen müssen.

Am oberen Bildrand leuchtet der Sternhaufen NGC 1857. Den hatte ich schon vor ein paar Jahren in Farbe aufnehmen können. Die Emission von Sh2-227 war damals zu schwach, um im Bild zu erscheinen.

Datum: 17.12.22, 23:54h MEZ

Optik: f=750mm f/5,4

Nachführung: TVGuider mit Watec 120N an 90mm f/5,6

Gesamtbelichtungszeit: 80 min (Einzelbilder: 600 Sekunden)

Kamera: Atik 460EX

Filter: 6 nm Hα von Astronomik

 

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